Probleme des aktuellen Geldsystems

Zahlreiche gesellschaftliche Probleme werden unserem Wirtschaftssystem zugeschrieben. Deutlich seltener wird über die Konstruktion des Geldsystems diskutiert. Allzu häufig wird ihm eine neutrale Rolle zugeschrieben. Diese Ansicht blendet aus, dass vier fundamentale Probleme unserer Zeit eng mit dem Geldsystem verbunden sind: Systembedingte Wachstumszwänge, eine stetige Umverteilung von Arm zu Reich, die Notwendigkeit einer ständig zunehmenden Verschuldung und die Rolle des Geldsystems als Auslöser von Wirtschafts,- Finanz- und Währungskrisen. Kompakt und sehr verständlich werden diese vier Bereiche auf der Homepage der MONNETA (Money Network Alliance) erklärt. Daher geben wir an dieser Stelle nur einen kurzen Überblick und verweisen im Anschluss auf die Infotexte der MONNETA.


Systembedingter Wachstumszwang
Warum wir immer weiter wachsen müssen!


Unser kapitalistisches Geld- und Wirtschaftssystem muss mindestens in Höhe des Zinsniveaus wachsen, um stabil zu bleiben. Denn: Die Zinszahlungen, die ein*e Kreditnehmer*in zu erbringen hat, befinden sich zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme noch nicht im Geldsystem. Um die Zinsen bereitstellen zu können, muss das Gesamtsystem also wachsen. Werden die Zinseinkünfte der Kreditgeber*innen nicht unmittelbar und vollständig ausgegeben, sondern wiederum zinsbringend angelegt, setzt eine mächtige Zinseszins-Dynamik und eine daraus entstehende “Wachstumsspirale” ein. Mit den exponentiell anwachsenden Geldvermögen wachsen auch die Zins- und Renditeforderungen. Um diese zu begleichen, braucht es wiederum zusätzliche Wertschöpfung – sprich: Wirtschaftswachstum. Diese Forderung wird unser endlicher Planet nicht ewig erfüllen können. Mehr Infos zum Wachstumszwang


Umverteilung von Arm zu Reich
Warum die Schere weiter auseinander geht!


Wer spart, erhält Zinsen. Wer sich Geld leiht, muss Zinsen zahlen. Das klingt gerecht. Was jedoch selten diskutiert wird: Zinsen zahlt nicht nur, wer einen Kredit aufnimmt. Zinsen zahlen wir alle, sie verstecken sich in allen Preisen. Denn Unternehmen investieren, verschulden sich dafür und geben die Kreditzinsen über die Preise an alle Verbraucher*innen weiter. Das gilt für die Monatsmiete, weil das Haus oder die Wohnung mithilfe eines Kredits finanziert wurden. Oder auch beim Kauf eines neuen Autos, weil die teure Fabrikhalle finanziert werden musste. 


Wie hoch diese “Alltagszinsen” sind, wurde 2007 in einer Studie von Helmut Creutz untersucht. Das Ergebnis: 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zahlen über die Preise mehr Zinsen als sie durch Guthabenzinsen einnehmen. Bei 10 Prozent gleichen sich die Einnahmen und Ausgaben aus. Die reichsten 10 Prozent sind Zinsgewinner*innen. So lässt sich auch erklären, dass 45 Deutsche insgesamt so viel besitzen wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung (Quelle: SPIEGEL, Januar 2018). Diese Konzentration von Vermögen und damit einhergehender Macht muss in unserem aktuellen Geldsystem zwangsläufig weiter wachsen. Mehr Infos zur Umverteilung durch das Geldsystem


Geldschöpfung aus dem Nichts
Warum die Schuldenberge immer größer werden!


Die meisten Menschen wissen nicht, wie Geld entsteht. Aber wer macht das Geld? Oder in der Fachsprache: Wie wird Geld geschöpft?


Unser Bargeld wird von der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) herausgegeben. Höchstens zehn Prozent des Geldes in Deutschland besteht in Form von Bargeld. Dabei bezahlen die Deutschen gerne bar. In anderen Ländern wird noch viel weniger Bargeld genutzt und langfristig wird diese Zahlungsart immer weniger relevant.


Das meiste Geld existiert nur auf Konten (sogenanntes Buchgeld / Giralgeld) und wird von den privaten Banken bei der Vergabe von Krediten geschöpft. Dieses System der Geldschöpfung ist überall auf der Welt gleich: Geld entsteht durch Kredit. Deshalb sind Geld und Schulden zwei Seiten derselben Medaille. Und für jeden Euro Schulden hat irgendjemand auf der Welt einen Euro Vermögen. Durch den Zinseszins-Effekt wachsen sowohl die Vermögen als auch die Schulden exponentiell. Mehr Infos zum Verhältnis zwischen Schulden und Vermögen


Wirtschafts- und Finanzkrisen
Warum der nächste Crash garantiert ist!


Die Stabilität des Systems hängt ab vom Glauben an zukünftige Renditen und erwartetes Wirtschaftswachstum. Denn das Kreditgeldsystem ist ein Glaubenssystem, aus dem Lateinischen credere = glauben. Kredit ist der Glaube an die Fähigkeit des*r Kreditnehmer*in, den zur Verfügung gestellten Geldbetrag in der Zukunft – mitsamt Zinsen – zurückzahlen zu können.


Krisenereignisse im kapitalistischen Geld- und Wirtschaftssystem sind Glaubenskrisen. Sie ereignen sich bei “zu wenig” Wachstum. Das bedeutet, dass sich ursprüngliche, bei der Kreditvergabe zugrunde gelegte Wachstums- und Renditeperspektiven nachträglich als übertrieben herausstellen. Aus verschiedenen Gründen kann auch der Glaube an die Wirtschaft nachlassen und die Wachstumserwartungen müssen nach unten korrigiert werden. Mehr Infos zur Krisenanfälligkeit des Geldsystems

Interview im Radio Rheinwelle über die Geschichte des Geldes und Probleme des aktuellen Geldsystems. (20. April 2019)